Sumi-e 墨絵: Japanische Kunst der Tuschmalerei, Bild der Geschichten
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Sumi-e (jap. 墨絵, dt. Tuschebild) ist die Schwarz-Weiß-Kunst der Tuschmalerei (Tusche: jap. Sumi). Sie wurzelt in der asketischen Haltung der Zen-Mönche und arbeitet mit den sparsamsten Mitteln.

Sie will mehr andeuten als aussprechen und ist in ihrer Weltdistanziertheit der Gegenpol zur lebensfrohen Kunst des Yamato-e 大和絵.
Von Sesshū Tōyō und Motonobu Kano führt der Weg des Sumi-e 墨絵 über Miyamoto Musashi direkt in unsere Zeit, in der das Werk eines Taikan Yokoyama von besonderer Bedeutung ist.
Die Kunst des Sumi-e 墨絵 erfordert eine hochgradige Beherrschung des Materials, denn jeder Pinselstrich auf teurer Seide oder Papier ist unwiderruflich. Dies hat in Japan zu einem außerordentlichen Feingefühl für den Ausdruckswert der Linien und Formen geführt. Wie die Form eines Schriftzeichens bereits seinen inneren Gehalt zum Ausdruck bringt, so soll die Pinselführung eines Tuschbildes schon sein Wesen ausdrücken. Das Zauberwort der Tuschmalerei heißt "Notan", tiefe und leichte Töne. Von dem Künstler des Sumi-e 墨絵 wird erwartet, dass er mit seiner schwarzen Tusche mindestens den gleichen Reichtum an Tönen zu schaffen vermag wie mit der Fülle bunter Farben. Ein bekanntes Meisterwort lautet:
"Wenn man die schwarze Tusche geschickt behandelt,dann ergeben sich die fünf Farben fast von selbst".
Dadurch, dass die Dinge aller Farbe entkleidet sind und aus dem Zusammenhang mit der Umgebung gelöst werden, wird ihre innere, geistige Struktur spürbar, ihr „wirklicher“ Charakter erscheint. Je sparsamer die Mittel der Darstellung, je fragmentarischer das Ganze zu werden scheint, desto bedeutender und hintergründiger wird der Ausdruck der Linien und Formen aus den Linien spricht dann etwas, was nicht an den Dingen sichtbar wird, sondern was in und hinter ihnen steht.Jede Japanische Tuschmalerei trägt eine Seele und verkörpert eine Geschichte.
Der einzige deutsche Künstler, der den Rang eines Sumi-e 墨絵 Meisters bekleidet, ist der in den USA lebende Maler Jan Zaremba. Als langjähriger Schüler des Zenmeisters Dr. Hisashi Ohta, der in Japan zu Lebzeiten als "living national treasure" verehrt wurde, wurde ihm von diesem der Meistergrad in Sumi-e 墨絵 verliehen.
Tusche gibt es auch in verschiedenen Farben, jedoch wird meist auf Farbe verzichtet und nur schwarze Tusche verwendet. Die Tuschfarbe besteht oft aus Fichtenruß und Hirschhorngallerte (als Leim) mit weiteren kleinen Zusätze wie Moschus und Kampfer. Diese Form der schwarz-weißen Pinselzeichnung entwickelte sich angeblich zuerst in Korea, ab dem 6. Jahrhundert in Japan und in China aus der Kalligrafie, wobei die Chinesen die Tusche anfangs aus Korea bezogen. Erst um 900 gelang es den chinesischen Tuscheherstellern, die koreanische und Japanische Tusche in deren Qualität zu erreichen.
Variationen bei der Tuschmalerei
Beim Malen mit Tusche spielen die verschiedenen Qualitäten der Tuschsteine, Reibsteine, des Leims, der Zusätze, des Pinsels wie auch der Unterlage eine wichtige Rolle. Daraus ergeben sich zahllose Varianten der Sumi-e 墨絵. Traditionell wird ein runder japanisch- chinesischer Kalligrafiepinsel verwendet. Es gibt Tusche, die nach dem Trocknen wasserunlöslich wird, und solche, die wasserlöslich bleibt.
Im Gegensatz zur Kalligrafie geht es bei der Sumi-e 墨絵 nicht in erster Linie um die Erzeugung von Schriftzeichen, sondern um die stimmungsvolle und reduzierte Darstellung von Natur- und Landschaftsmotiven. Im Gegensatz zur Aquarellmalerei saugt bei der Tuschemalerei das Zeichenmaterial die Farbe ein. Durch die Kombination der Tusche mit weißem Zeichenmaterial entsteht eine eigene Form der Abbildung mit wenigen Pinselstrichen.
Wie bereits erwähnt heißt die Tuschmalerei in Japan Sumi-e 墨絵 und ist eng mit dem Shintoismus und dem Zen-Buddhismus verbunden.
KultobjekteTuschsteine und Tuschkästen
Die Tuschsteine oder Tuschereibsteine sind in Ostasien Kultobjekte und wurden traditionell aus Jade, Quarz, Eisen oder Kupfer hergestellt. Heute angebotene Tuschsteine bestehen meist aus Schiefer, Keramik oder Naturstein. Tuschsteine besitzen zum Teil dekorative Reliefformen und ihre Mulde ist mit Schnitzereien oft reich verziert. Die Tische für die Tuschmalerei sind eigens für die Materialien der Sumi-e 墨絵 gemacht. Die Anordnung des Tusche-Materials muss stets den Fluss der Harmonie entsprechen, nichts darf negative Energie auslösen.
Die z.T. aufwändig dekorierten Tusche- Kästen für die Aufbewahrung der Tuschutensilien werden und wurden als Statussymbole angesehen.
"Große Vollendung muss wie unzulänglich erscheinen,
so wird sie unendlich in ihrer Wirkung.
Große Fülle muss wie leer erscheinen,
so wird sie unerschöpflich in ihrer Wirkung."
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